Hausarrest

Mit der Kontaktsperre tauchte urplötzlich eine Erinnerung auf, die mir seit mehreren Jahrzehnten – ja, so alt bin ich schon – in den Sinn kam: Hausarrest. Mit Hausarrest hatten meine Eltern in meiner Kindheit und Jugend eine der treffendsten Strafen gesucht, gefunden und immer wieder auch verhängt. Für was? Daran kann ich mich wiederum nicht erinnern. Klar war nur: Kein Klettern auf Bäume, kein Versteckspielen in unserem „Geheim“, kein Rennen, Atmen, Sein; keinen Kontakt zu meinen Freundinnen und Freunden. Nur pflichtbewusst zum Musikunterricht und umgehend wieder nach Hause – das sollte sein. Dies traf mich bis ins Mark – das ist ein Klischee. Ja, die Strafe war wirklich wirkungsvoll. Denn Hausarrest war gleichbedeutend, dem Dunklen, dem Schweren daheim nachmittags nicht fliehen zu können. Vermutlich liebte ich auch deswegen die Schule, aber das ist ein anderes Thema. 
Und die äußere Bewegungseinschränkung und das Kontaktverbot zum rettenden Draußen verschmolzen zu einer Starre rundum– angefüllt mit Worten, die ich nicht verstand und die mir Angst machten. Das ist lange her. Ja, und trotzdem wurde es lebendig, als ich die Tage trotz wunderschönstem Wetter nicht raus bin, aus meiner Wohnung. Habe mir ganz offensichtlich selbst Hausarrest auferlegt – und die Frage, für was ich mich da etwa bestraft haben könnte, will mir auch heute partout nicht einfallen. 

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