Weder Fisch noch Fleisch aber Magie

Ich liebe das Semikolon. Ja, ich bin geradezu verliebt in dieses so selten verwendete Satzzeichen. Es ist weder Komma noch Punkt. Schon allein das Wort klingt nach Magie. Der Strichpunkt, wie das Semikolon auf profane Weise genannt wird, rührt an meine schreibende Seele. Das Semikolon ist in seiner Bedeutung schwächer als der Punkt; gleichzeitig ist es stärker als das Komma. Warum existiert es bloß? Mittels des Semikolon schaffe ich eine Verbindung und eine Trennung zugleich – aber sozusagen auf Augenhöhe, auf gleichberechtigter Ebene. Wie herrlich ist das denn! 
Mit diesem wunderbaren, einzigen Zeichen ; verfüge ich über eine zutiefst demokratische Dimension beim Schreiben. Ich verbinde zwei Sätze mittels Semikolon, wenn sie sich in ihrer Aussage ergänzen, ja wohlmöglich auch widersprechen mögen. Aber indem ich sie sprachlich wie bildlich weder in eine hierarchische Reihenfolge bringe – das schafft unter anderem das Komma – noch sie durch den Punkt, der das Satzende anzeigt, trenne, gelingt mir ein optischer Zauber, der nachwirkt und Resonanz findet. Nicht zuletzt auch dadurch, dass ich beim Komma das Verb schlabbern kann; beim Punkt brauche ich ein Verb, ein sogenanntes Tätigkeitswort; mit dem Semikolon, das ebenso nach einem Verb im Satz verlangt, erlaube ich mir, dass diese lebendigen Worte und Aussagen ebenbürtig schwingen. Und dieser Tanz gefällt mir. 

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