Wider volle Maskerade

Ab heute herrscht Maskenpflicht. Ganz offiziell. Ein Anlass, nicht über gekaufte oder selbstgenähte Schutzmasken nachzudenken, sondern über bewusst gewählte oder unbewusst angewandte im Alltag. Wann entscheide ich mich für eine Rolle, die ich spiele, statt für ein offenes Visier? Und ist in dem Fall gemeint, dass ich das Herz auf der Zunge trage oder meine Hände sanft auf mein Herz lege? Gibt es vielleicht sogar eine Alternative dazwischen? Oder sind die Rollen, die ich einnehme, schlichtweg Facetten meiner Persönlichkeitsstruktur und damit alle authentisch? Die, die privat ist; die, die öffentlich ist; die, die beruflich ist; die, die freundschaftlich ist; die, die nur mir gehört und nur von mir gelesen wird. Sind diese Persönlichkeitsaspekte klar abgegrenzt und festgezurrt bis hinter beide Ohren? Oder sind sie nicht vielmehr fließend, mal so und mal wieder ganz anders? Authentizität wird hier nicht als Dogma verstanden und damit überstrapaziert, sondern vielmehr als Gewissheit, sich echt und lebendig zu fühlen und damit als Original. Aber wer entscheidet über Original und Fälschung? Vielleicht geht es viel eher um adäquate Rollen? Aber wie ist dies wiederum vereinbar mit der Einzigartigkeit einer jedweden Person? In einer Welt voller Maskerade will ich nicht leben… Die Lösung liegt vermutlich darin verborgen, über den Schutz einer Maske nachzudenken: Wann ist eine Maske angesagt? Bei wem und wozu überhaupt? Und in welcher Situation und gegenüber welchen Menschen ist das offene Herz gleichbedeutend mit den wundersam ansteckenden Tröpfchen, die ein anderes Herz zart berühren? 

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